Montag, 25. Dezember 2017

Die Malerin





  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 04.12.2017
  • Verlag : Aufbau TB
  • ISBN: 9783746633381
  • Flexibler Einband 448 Seiten
  • Genre: Historischer Roman 
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt,  dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
 



Eine umstrittene Frau und Künstlerin

Ella, Gabriele, wird schon als Kind immer als Sonderling angesehen, weil sie lieber malt, als mit anderen zu reden oder gar zu spielen: „Mit Ella stimmt was nicht.“ (S. 19) Sie war ein Nachzügler, ihre Geschwister viel älter, der Vater verstarb früh. Niemand versteht, dass sie als Erwachsene ihr Leben der Kunst und nicht einer eigenen Familie widmen will. Ich will etwas anderes, nicht das Gewöhnliche – ich will eine Künstlerin sein.“ (S. 127)
1902 wird Wassily Kandinsky ihr Lehrer. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen und er nutzt ihre Naivität aus – denn natürlich ist er verheiratet. Sie wird seine „Gefährtin“ nicht nur Geliebte. Zusammen entwickeln sie sich und ihre Kunst weiter, Kandinsky immer als Vorreiter. Obwohl sich ihre künstlerischen Wege bald trennen (er malt abstrakter, fortschrittlicher), bleiben sie ein Paar. Und immer hofft sie, dass er sich scheiden lässt um sie zu heiraten ...

Ich habe „Die Malerin“ förmlich inhaliert. Es ist extrem fesselnd und beschreibt Gabriele Münters Leben und Arbeiten sehr bildlich. Sie hatte es nicht leicht, wurde hinter ihrem Rücken als Hure verschrien, weil sie unverheiratet mit Kandinsky zusammen gelebt hat und war auch nie so erfolgreich – sie war eben „nur“ eine Frau.
Ella war mir sehr sympathisch, ich habe sie um ihr Leben aber nicht beneidet. Ihre Entwicklung von einer etwas weltfremden, schüchternen aber talentierten jungen Frau zur selbstbewussten Künstlerin und Kandinskys „Mädchen für alles“ (sie hat ihm immer den Rücken freigehalten und alles organisiert) war sehr beschwerlich.
Kandinsky hingehen war mir von Beginn an unsympathisch. Er hält sie über Jahre hin, nur sein Wille, seine Ideen und Werke zählten. Ab einem gewissen Zeitpunkt macht er ihre Arbeiten vor seinen Freunden und Künstlerkollegen sogar schlecht  – dabei hatte er das doch gar nicht nötig. Sie hat ihm seinen Erfolg nie streitig gemacht.

Aber Gabriellas große Stunde schlägt, als die Nazis an die Macht kommen. Ich war verblüfft, wie unpolitisch sie lange Zeit war. Was deren Ideologie bedeutet versteht sie erst, als sie 1937 die Ausstellung für „entartete Kunst“ besucht. Sie begreift, dass sie die über Jahre gesammelten Bilder irgendwie retten muss: „Ich bin kein aufopferungsvoller Held. Aber hier geht es um Kandinsky.“ (S. 346)

Bemerkenswert ist auch, wie die Autorin die über den Prozeß des Malens, die Formen und Farben schreibt. Sie macht das sehr plastisch und ich hatte auch die abstrakten Bilder dadurch immer vor Auge.

Mary Basson hat hier ein sehr berührendes Portrait einer bewundernswerten Frau und Künstlerin geschaffen. Chapeau.

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