Dienstag, 27. September 2016

Die Kirschvilla







  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 12.09.2016
  • Verlag : Heyne
  • ISBN: 9783453419551
  • Flexibler Einband 512 Seiten
  • Genre: Roman
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Köln 1926: Die Geschwister Clementine, Magnus, Gustav, Josefine und Oskar haben jemandem im Rhein versenkt, aber wen und warum?!

Köln 2014: Isabell hat nur noch ihre Oma Pauline und als die eine Erbschaft aus Amerika erreicht, will sie ihr bei der Abwicklung helfen. Zu Paulines Überraschung hat sie die alte Villa geerbt, in der sie geboren wurde. Sie dachte immer, dass diese im Krieg zerstört wurde. Pauline war erst 6 Jahre alt, als die Bomben fielen und sie die Villa verlassen mussten. Ihr Leben wurde vom Tod und Verlust der Familienmitglieder geprägt. Jetzt ist Oskar, der letzte ihrer Geschwister gestorben und obwohl er in Amerika lebte und sie keinen wirklichen Kontakt hatten, holt die Trauer sie wieder ein: „Ich bin die Königin der Trauernden. Fast scheint es mir, als habe ich mein ganzes Leben in Trauer verbracht. Irgendjemand war immer gerade gestorben.“
Auch Isabell ist nicht glücklich: heimatlos, unstet, nie irgendwo angekommen. Sie arbeitet als freie Tanz- und Yoga-Lehrerin. Ihr Vater hat die Familie verlassen, als sie 3 war. Beim Krebstod der Mutter war sie 23. Angstattacken und Albträume prägen ihr Leben – genau wie das von Pauline.
Pauline will die Villa nicht, ihr Unterbewusstsein warnt sie. Isabell soll das Erbe übernehmen, doch auch die hat dunkle Ahnungen. Gibt es einen Familienfluch? Kann sich Trauer und Ratslosigkeit vererben?
Und dann gibt es da noch den charmanten Anwalt Julius, der sich sehr um Isabelle und die Villa bemüht ...

Ich hatte eine Familiensage a la Teresa Simon erwartet. Schon in der Leseprobe gab es die Parallelen zum Holunderstrauch und den von ihm bewachten düsteren Geheimnissen.
Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Der Einstieg ins Buch hat mir sehr gut gefallen: die düstere Atmosphäre, die Beschreibungen der Orte und Personen – man kann sich alles sehr gut vorstellen und fiebert auch sofort mit.
Nicht ganz so gut kam ich mit den Zeitsprüngen klar. Paulines Familiengeschichte umfasst den Zeitraum 1924 bis 1942 – innerhalb dieser 8 Jahre wird häufig vor- und zurückgesprungen und ohne meine Notizen hätte ich die Ereignisse oft nicht richtig einzuordnen können.
Dazu kommt, dass mir schon nach wenigen Seiten klar war, wer da im Rhein versenkt wurde. Auch die Hintergründe ließen sich erahnen, wobei sie letztendlich meine schlimmsten Erwartungen noch übertrafen.
Darüber hinaus war mir die Beziehung zwischen Julius und Isabell zu durchsichtig. Bald wurden mir Isabells Gefühlsdrama zu langatmig. Es wiederholte sich zu oft und es kamen nie wirkliche Zweifel auf, wie die Geschichte ausgeht.
Auch der „Aberglauben“, oder wie immer man das nennen will, war mir etwas zu viel. Die Schuldgefühle der Familie hätten m.E. für den Verlauf der Geschichte vollauf gereicht, aber das ist nur mein persönliches Empfinden.
Richtig gut hingegen fand ich das Drama um Pauline. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt.

Alles in allem lässt mich die „Kirschvilla“ sehr zwiegespalten zurück. Das Thema fand ich sehr gut, das Familiendrama auch. Aber mit weniger Zeitsprüngen und etwas weniger durchsichtig hätte es mir noch besser gefallen.
Deshalb nur 3 Sterne.

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