Donnerstag, 14. Juli 2016

Die Schwelle



Eine echte Gradwanderung –
Ein Spiel mit Geduld und Nerven


Titel: Die Schwelle
Autor: Sascha Heeren
Genre: Thriller
ISBN: 978-3862823987
Seiten: 268
Verlag: Acabus
Ersterscheinung: 17. Februar 2016
Preis: 13,90 €
Format: broschiert



Mit seinem Thriller „Die Schwelle“ lässt mich der Autor Sascha Heeren ein wenig ratlos zurück - und ehrlich gesagt, ich glaube, dieser Thriller spaltet. Vielleicht liegt es daran, dass ich das Buch nicht verstehe und ich daher so verwirrt zurückbleibe, aber ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass hier ein großer Junge seine Fantasien auslebte und daraus ein Flickwerk aus Dystopie, Pharma-Thriller und Science Fiction wurde.

„Du bist ein toter Mann Gregg. Ein toter Mann.“

Die Geschichte, die uns vom Ich-Erzähler Samuel Gregg erzählt wird, spielt mit der Gradwanderung zwischen Realität, Fiktion und Halluzinationen. Sam arbeitet als technischer Redakteur im amerikanischen Pharma-Konzern PharmaLab und hatte bis vor einem Jahr schwere psychische Probleme. Seine Befugnisse im Konzern sind stark limitiert – er darf noch nicht einmal die Kantine betreten. Sam pflegt eine offene sexuelle Beziehung zu seiner Kollegin Tessa Louis, die die Beziehung inzwischen aber offenbar ernster nimmt. Außerdem pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem homosexuellen Kollegen Stew Turner. Eines Tages wird sein verhasster Kollege Bill Coon auf bestialischste niedergemetzelt ausgerechnet an Sams Schreibtisch vorgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen beginnen und Sam gehört zu den Verdächtigen. Sam startet Nachforschungen, bei denen er weder den Mord aufklären, noch seine Unschuld beweisen möchte, sondern vielmehr hinter die mysteriösen Vorkommnisse ihn selber betreffend kommen möchte: Als da wären eine komische Stimme, die ihn ständig als Mörder bezeichnet und an den Selbstmord seiner Mutter erinnert sowie merkwürdige Ereignisse am Computer – wie eine herausschnellende Faust, Lichtblitze und verschwindende Dateien. Als wenn das nicht genug wäre, begibt er sich in eine Sado-Maso-Beziehung zu Kollegin Michelle, die in allen - für mich ekelhaften - Details beschrieben wird. Schließlich wird auch noch Sams direkter Vorgesetzter Frank ermordet.

„Ich denke an Dich. Hiebe und Küsse.“

Während dieser ganzen Ereignisse erinnert sich Sam nach und nach an Begebenheiten aus seiner Kindheit – an seinen Vater in der Pharma-Firma, an seine misshandelnde Mutter, an Goforth, den skrupellosen Chef. Interessant ist auch seine innige Beziehung zu Katze Dizzy, mit der er spricht wie mit einem Menschen.

Als dann plötzlich eine künstliche Intelligenz auftaucht, wird es für mich völlig obskur.

Obwohl die Charaktere grundsätzlich gut angelegt sind, fehlte mir die konsequente Verwobenheit, das Ineinandergreifen von psychischen Übergriffen aus Kindheit und Sado-Maso-Neigungen im Erwachsenenalter. Auch wenn ich mich zwischenzeitlich in Ängste und Befürchtungen des Protagonisten Sam einfühlen konnte, Sympathien für Tess und Stew aufbaute, Aggressionen gegenüber Goforth und Michelle empfand, konnte mich das Buch doch nicht durchgängig packen und hatte für mich zu viele Brüche und Unlogiken, die nicht alleine mit den Psycho-Verwirrspielen und dem Psycho-Pharmaka erklärbar sind.


Mir fiel nicht nur der Einstieg in die Story sehr schwer, sondern auch das Dranbleiben. Immer wieder musste ich das Buch weglegen. Oft fühlte ich mich nicht so recht wohl beim Lesen. Zuweilen konnte ich das mit der düsteren und beklemmenden Stimmung im Buch begründen, meistens aber kam mir die Geschichte etwas unausgegoren vor. Trotz der Kürze des Buches von gerade 268 Seiten hat mich das Lesen ganz schön viel Zeit gekostet.

Auch wenn ich zwischendurch dachte, jetzt bin ich in der Story, lässt mich vor allem das Ende konsterniert zurück, da es für mich nicht nachvollziehbar ist. Bei mir bleiben viele Fragen offen und ein fahler Beigeschmack zurück. Aber wie eingangs erwähnt, spaltet dieses Buch offensichtlich und jeder sollte sich sein eigenes Bild machen. Auf jeden Fall ist dies kein Buch für schwache Nerven und spielt buchstäblich mit den psychischen Grenzen der Menschen und Leser.


Fazit:
„Die Schwelle“ war für mich ein sehr verwirrendes Buch. Eine sehr düstere und beklemmende Psychostory, die eine Gradwanderung zwischen Realität, Fiktion und Wahnvorstellungen begeht. Für mich nicht schlüssig und konsequent. Hier hätte man mehr daraus machen können, denn es gibt gute Ansätze und interessante Charaktere. Doch jeder sollte sich sein eigenes Bild von diesem Buch machen.

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