Freitag, 25. März 2016

Die Träne des Fressers

Ein gelungenes Debüt mit tollen Charakteren

 


Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: tredition
ISBN-13: 9783732378050
Genre: (klassische) Fantasy/ Dark Fantasy




Als sich der Weg des jungen und unerfahrenen Menschen Spleen mit dem der lebensmüden Jaidanelfe Zensa’ide kreuzt, ändert sich schon bald ihrer beider Leben. Spleen hat eine große Aufgabe gewissermaßen vererbt bekommen und findet sich plötzlich in einem gefährlichen Abenteuer wieder, in das auch Zensa’ide unfreiwillig verwickelt wird. Kann und will die Elfe einem Menschen helfen? 

Nathan C. Marus bringt uns mit seinem Debüt nicht nur einen wirklich fesselnden und tollen neuen Fantasyroman, er erschafft vor allem viele unterschiedliche Charaktere, die allesamt in keine Schublade passen. Zuerst lernen wir Zensa’die kennen, eine unsterbliche Elfe, die schon alles gesehen hat, durch unzählige Schlachten kampferprobt ist und die mit ihren eigenen inneren Dämonen zu kämpfen hat.

Spleen, eigentlich Splendite, ist ein weiterer Protagonist. Ein unerfahrener Gehilfe, der nach dem Tod seiner Herren versucht, deren Auftrag zu Ende zu bringen. Ein altbekanntes Motiv, doch Spleens Weg ist niemals vorhersehbar und es ist spannend, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Langsam entwickelt er sich von einem völlig überforderten Charakter zu einem mutigen jungen Mann, der an seiner Aufgabe wächst. 

Hilfe bekommt er von dem Dunkelelfen Xur, der als Barde auftritt, und von der Feuerfee Nani, die mir besonders ans Herz gewachsen ist und voller Überraschungen steckt. 

Dann wären da mit Ailan und Siks noch eine zerbrechliche und dennoch starke Seherin und ein unsichtbarer Leibwächter. Und mit Cerce der einzige Charakter, den ich als durch und durch böse empfunden habe. Sie ist einfach gruselig. Cerce ist mit Belazael unterwegs, der ganz eigenen Motiven folgt und den ich unglaublich interessant finde. Ein Charakter, der nicht vor Grausamkeiten zurückscheut und den man eigentlich nicht mögen kann, doch er hat etwas. Wenn er will, kann er charmant sein und helfen – oder einem im nächsten Augenblick nach dem Leben trachten.

All diese Charaktere haben wichtige Rollen, sind unglaublich vielschichtig und mit einer individuellen Geschichte ausgestattet. Nicht jeder Hintergrund wird ins Detail beleuchtet, aber man gewinnt auch durch bloße Andeutungen einen guten Eindruck. Abgesehen von Cerce ist längst nicht immer klar, wer eigentlich zu den Guten oder Bösen zählt. Der Weltenbund, in dem wir uns bewegen, ist durchdacht und wird anschaulich dargestellt, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren.

Erzählt wird die Geschichte in mehreren Handlungssträngen und aus mehreren Perspektiven. Dies unterstützt die komplexe Handlung und hilft beim Verständnis. Die Kapitel sind meist recht kurz und enden nicht selten mit einem Cliffhanger, was zusätzlich die Spannung erhöht. Der Schreibstil war angenehm, auch wenn ich sagen würde, dass er im Verlaufe des Buches flüssiger wurde.

Gut gefallen hat mir, dass die letzte Szene mit Zensa’ide wieder in der gleichen Sphäre und wieder in einer Kneipe spielt. Das schlägt stilistisch einen wunderbaren Bogen zum Beginn des Buches und schafft trotz des offenen Endes einen runden Abschluss.

Mein Fazit: Mir haben die komplexe Geschichte, die vielschichtigen Charaktere und der Stil sehr gefallen und ich freue mich jetzt schon, im zweiten Band wieder in das Leben von Zensa’ide und den übrigen Charakteren eintauchen zu können. Eine klare Leseempfehlung für alle, die klassische Fantasy lieben.

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