Dienstag, 15. März 2016

Der falsche Prophet







  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 26.03.2016
  • Aktuelle Ausgabe : 26.03.2016
  • Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
  • ISBN: 9783499270864
  • Flexibler Einband 397 Seiten 
  • Genre: Historischer Roman





Franken im späten 15. Jahrhundert: Die Bauern arbeiten sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode, während sich die Reichen und Mächtigen in ihren Badezubern vergnügen und dabei Umsturzpläne schmieden. Um das zu erreichen, bräuchten sie allerdings ein Wunder. Auch die Geistlichen sind oft nur an ihrem Verdienst interessiert und betrügen die Gläubigen mit gefälschten Reliquien etc.
Der Schafhirte und Flötenspieler Hans ist ebenfalls unzufrieden mit der Situation und lässt sich von einer adeligen Dame dazu benutzen, eine Marienerscheinung zu inszenieren. Als infolgedessen seine Gefährtin stirbt, sinnt er auf Rache. Da er für diese Geld braucht, arrangiert er mit seinen Freunden noch eine Marienerscheinung und hat Erfolg. Hans ist ein perfekter Schauspieler, er kann die Menge fesseln und begeistern. Sein Slogan ist: „Schlagt die Pfaffen tot.“ Es kommen immer mehr Wallfahrer, am Ende 40.000. Dabei entgleitet er seinen Freunden, hält sich nicht an die Absprachen. Bald wähnt er sich gottgleich und wird größenwahnsinnig, denn inzwischen akzeptieren und unterstützen ihn die Menschen aller Stände. Derweil überlegen die Kirchenoberen und weltlichen Herrscher, wie sie Hans heimlich und unauffällig beseitigen können, ohne einen Bauernaufstand auszulösen ...

Sehr schön fand ich die Beweggründe und Entwicklung der Figuren.
Hans erscheint zu Beginn sehr gutgläubig und unbedarft. Als seine Predigten Erfolg haben, wird er zum Erfolgsmenschen, extrem selbstgefällig. Aber er wird auch klüger, handelt intuitiv und schafft es, wahre Menschenmassen zu beeinflussen und zu begeistern.
Seine Freunde verfolgen alle ihre ganz eigenen Ziele und begreifen erst sehr spät, welches Ausmaß die Wallfahrtsbewegung nicht nur in ihrem kleinen Dorf inzwischen hat. Der Begarde Jeronimus will die Welt auf den Kopf stellen, Pastor Ulrich seine Dorfkirche zu einem Wallfahrtsort ausbauen und Magdalena will Hans (als Mann).
Hans Gegenspieler Markgraf Albrecht von Brandenburg ist brutal und nur auf seine Herrschaft fixiert – ein Machtmensch. Und auch die Kirchenoberen wie z.B. der Würzburger Bischof sind keine Menschenfreunde, sondern wollen nur ihre Pfründe retten.

Die Geschichte rund um den Pfeifferhannes lässt sich flüssig lesen, doch mir kam die Spannung zu spät auf und ich konnte die religiöse Hysterie nicht immer nachvollziehen. Vielleicht bin ich deshalb nicht wirklich im Buch angekommen. Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass es sich hier um die Geschichte einer realen historischen Persönlichkeit handelt.

Mein Fazit: Ein Buch für eingefleischte Historienfans und Ortskundige.

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